Datum: Sonntag, 03. November 2019         14:30 - 16:30 Uhr
Thema:

Vom Butzele bis zum Kinderschüle

Kindheit im Dorf

Sonntags-Erzählen mit Kaffee und Kuchen
Ort, Räumlichkeit:        Musikerheim  
     
Teilnehmer: 25 Teilnehmer, davon 6 Vereinsmitglieder  
     
Zusammenfassung: Thomas Rubik / Ludwig Wellhäuser  

 

Vom Butzele bis zum Kinderschüle - Kindheit im Dorf

Begrüßung - Ludwig Wellhäuser

Einführung / Start – Thomas Rubik

Start mit Fotos von Kindergarten-Jahrgängen, Kindergarten, sonstigen Fotos von Kindern im Kleinkindalter

Foto – Kindergartenkinder 1

Aus dem Jahr 1926, Südseite des Kindergartens, Quelle Chronik der Kath. Kirchengemeinde zum 200-jährigen Jubiläum

Foto – Kindergartenkinder 2

Fotografie aus dem Jahr 1950, es zeigt die Kindergartenkinder der Jahrgänge 1943 – 1947. Vom Jahrgang 1947 waren ziemlich viele Teilnehmer anwesend, das begünstigt die Identifikation nahezu aller Kinder -> hier wird für das Foto eine Legende erarbeitet.

Foto – Kindergartenkinder 3

Fotografie aus dem Jahr 1956 – Kindergartenkinder im Jubiläumsjahr „100 Jahre Liederkranz Seebronn“, Aufführung „Märchenspiel“

Foto – Kindergartenkinder Vogelhochzeit

Fotografie vermutlich aus dem Jahr 1964 anlässlich „85 jährigem Jubiläum Musikverein Seebronn“

Weitere Fotos

Zwillinge (geb.) Schach (Irene + Theresia) mit Kalb / Kuh

Kinderzeit vor / außerhalb des Kindergartens

Bis Mitte / Ende der 50-er Jahre erblickten die meisten Kinder zuhause (am Ort, in Seebronn) das Licht der Welt. Emma Kieferle, Hebamme in Seebronn, war bei den Hausgeburten fachlich / medizinisch mit dabei. Nur wenige Kinder (eher  Ausnahmefälle) wurden in der Frauenklinik in Tübingen entbunden.

Bedingt durch die Arbeit im Hof und auf dem Feld des damaligen landwirtschaftlichen geprägten Ortes wurden die Kinder der Oma, einer Base oder auch in die Nachbarschaft in Obhut gegen. Dieses „Kinderhüten“ war üblich und alltäglich – jedenfalls bis Mitte/Ende der 50-er Jahren. Damit waren die Kleinen versorgt und man konnte der aufwendigen und schweren Arbeit in der Landwirtschaft nachgehen.

Körperhygiene hatte einen anderen Standard als heute. Für die Säuglinge und Kleinkinder gab es keine Einmalwindeln. Stoffwindeln und ggfs. eine Gummihose waren im Einsatz. Das „Häfele“ wurde vermutlich früher und intensiver benutzt.

Kindergartenzeit

Die Kinder gingen (wurden gegangen) ziemlich regelmäßig (täglich) in den Kindergarten. Dies galt ab 3 Jahren, teilweise früher. Aber die Kinder sollten zum Eintritt natürlich „sauber“ sein. Damit hatten die Eltern die Freiräume für die Arbeit auf dem Hof. Kinderschüle war schon morgens und dann wieder nachmittags. Zum Mittagessen war man zuhause.

Den Weg zum Kindergarten meisterten die Kinder selbstständig, meist zu Fuß. Dies war jedoch auch nicht ungefährlich. Manches Kind wurde vom Gänserich gejagt oder gar gebissen.

Der Kindergarten war im Erdgeschoss des Schwesternhauses (erbaut 1905/1906) untergebracht. Das Kinderschüle bestand im Wesentlichen aus einem großen Saal. Hier wurden die Kinder altersgemischt betreut.

Die Barmherzigen Schwestern aus Untermarchtal (seit 1903 in Seebronn) übernahmen die Kleinkinderbetreuung und auch die Krankenpflege am Ort. Anmerkung: die Schwestern boten im Schwesternhaus auch eine „Industrieschule“ was mit Handarbeit und Nähkurs gleichzusetzen ist.

Spielzeug gab es nicht wirklich viel – Holzklötze, wenig Stoffpuppen, Autos / Fahrzeuge aus Holz. Die Betreuung war streng es herrsche ein strenger Zug. Es gab Bestrafungen wie „in den Keller gesperrt werden“, „Ohrfeigen“, „in die Ecke gestellt werden“ auch ein hoher Stuhl auf den man sich „wie am Pranger“ setzen musste habe es gegeben. Bei teilweise 50  bis 70 Kinder auf 1-2 Betreuungspersonen war auch kein „Federlesen“ möglich.

Im Sommer war man bei gutem Wetter natürlich viel draußen im Garten. Eine große Wippe, ein Reck, Schaukeln und ein Sandkasten waren das Angebot an Spielgeräten. Eine Hütte bot etwas Schatten, ein Eimer Wasser, in dem ein Becher gefüllt werden konnte, sorgte für den Trink-Genuss.

Im Kindergarten wurden auch Theaterspiele eingeübt, jedenfalls bei Festen in Seebronn hat sich das Kinderschüle künstlerisch präsentiert. Vogelhochzeit an einem Musikerfest, Märchenspiel zum Liederkranzfest.

Der Besuch vom Nikolaus im Kindergarten war ein regelmäßiger Höhepunkt. Der Nikolaus war über die Kinder, deren Benehmen oder gar Verfehlungen gut informiert. So wurde individuell gelobt oder direkt von Knecht Ruprecht, der immer mit dabei war, bestraft: Ein perfekt inszeniertes „pädagogisches Konzept“.

Die „Strenge“ im Kindergarten wurde natürlich mit den Schwestern verbunden. Die Anwesenden erinnern sich noch an die Schwester Ursia und Krankenschwester Maria Coletta, die bis 1969 in Seebronn waren.

Es war schon so, dass man nicht immer gerne ins „Schüle“ ging und die Erinnerungen daran nicht immer die schönsten und besten sind. Zitat von einer ehemaligen Kinderschülerin: „rauh aber herzlich“

Die Kinderbetreuung wurde noch von anderen Frauen unterstützt.

Es fielen die Namen Veronika Fischer, Adelheid Elsässer, Marianne Hahn

Außerhalb des Kindergartens

Die Kinder trafen sich zum Spielen – in der Ortsmitte beim Kirchplatz.

Spiele waren:

  • Kreisel: der Kreisel wurde über weite Strecken auf der Straße durchs Dorf getrieben. (Anmerkung: soweit mir bekannt wurden sie vom Schreiner/ Drechsler im Ort gemacht…)
  • Pfahlen: Spiel mit kleineren Holzpfählen, die so geworfen wurden, dass sie im Boden stecken blieben (wurde wohl auch mit Messern gespielt, hieß dann Spicken)
  • Himmel und Erde
  • Ball gegen die Kirchenmauer werfen (Bälle waren wohl ein beliebtes Ostergeschenkt)
  • Zehnerle – Ballspiel mit verschiedenen Figuren (durch die Beine, über die Schulter, …
  • Gummihopfen
  • Ringlein, Ringlein du musst wandern (Kreisspiel?)

Die Kinder mussten bereits früh zuhause mithelfen. Die Mädchen mit Schwerpunkt im Haushalt, die Buben draußen in Feld, Hof und Stall.

Start in die Schulzeit

Das Schulalter und den Start in die Schule empfand man positiv und man hat sich gefreut. Damit war man „endlich älter“ und nicht mehr Kind, man wurde „wertgeschätzt“ und ernst „genommen“.

 

Fotos zum Thema:

Kindergartenbild aus dem Jahr 1926

Schwesternhaus                                           

Neuer Kindergarten

Vogelhochzeit 1964 – 85 Jahre Musikverein Seebronn

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